Referenz
27.09.2024

Die Sensorik von morgen kommuniziert durchgängig Single Pair Ethernet: Schlanke Kommunikation auf den letzten Metern der Automatisierung.

Weißer Ethernet Switch mit einem grünen SPE-Kabel, das im Hintergrund einen Sensor von JUMO verbindet

Kurzfassung

Die Durchgängigkeit des Ethernets beim Single Pair Ethernet ist essenziell für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion. Der Nutzen resultiert vor allem aus den neuen Möglichkeiten, die die Fehlersuche vereinfachen. Durch das Einsammeln von Statusinformationen ist zudem eine zustandsorientierte Wartung möglich.

Am Beispiel der Sensortechnik von JUMO wird klar, wie sich mit diesem Strauß an Vorteilen, die OEE (Overall Equipment Effectiveness) verbessern lässt – also die Gesamtanlagenverfügbarkeit. Passend dazu gestaltet sich die Verknüpfung zu cloudbasierten Services ebenfalls leichter.

Manfred Walter, Produktmanager bei JUMO in Fulda

Überzeugt von SPE: Manfred Walter arbeitet als Produktmanager bei JUMO in Fulda

Informationen schaffen Mehrwert

Single Pair Ethernet (SPE) hat das Zeug, Verbindungen auf den letzten Metern nachhaltiger und smarter zu machen. Der Sensorhersteller JUMO setzt aus gutem Grund auf SPE als zukunftsweisendes Kommunikationsmedium für seine Messtechnik. Die dafür notwendige Verbindungstechnik kommt von Phoenix Contact – und sie ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit auf Projektebene.

„Wir können unsere intelligenten Sensoren mit Single Pair Ethernet besser nutzen“, sagt Manfred Walter, Produktmanager bei JUMO. „Ich habe einen echten Mehrwert, indem ich mit SPE mehr Sensordaten übertragen kann“. Um daraus gewinnbringende Informationen zu ziehen, sind mehr Daten die Grundlage. Diese Möglichkeit gibt es nicht, wenn ein 4- bis 20-mA-Sensor nur einen nackten Stromwert überträgt, z. B. als Äquivalent für eine Temperatur.

Raumsensor in einer Elektronikproduktion

Mit den Sensoren lässt sich das Raumklima regeln. Die Anbindung läuft, wie hier in der Produktion von JUMO in Fulda, schlank über SPE.

Ethernet ohne Medienbrüche

Richtig ins Schwärmen gerät der Produktmanager angesichts der Tatsache, dass mit dem SPE-Anschluss Sensorinformationen endlich lückenlos in einem System verteilbar sind. Manfred Walter hat hier die schlecht zu überwindenden Etagengrenzen innerhalb der Automatisierungspyramide vor Augen. „Die Durchgängigkeit über alle Ebenen hinweg betrachten wir bei JUMO als große Stärke.“ Darüber hinaus lassen sich Kabel einsparen, da ja über die zwei Drähte Daten und Energie – Power over Data Line (PoDL) – geführt werden. Grundsätzlich bietet SPE die Chance der durchgängigen Kommunikation von der ERP-Ebene bis hinab zur Sensorik und Aktorik der Feldebene. „Und das Ganze funktioniert auch noch ohne Medienbrüche“, unterstreicht Walter, da der Sensor in alle Ebenen durchgängig auf Basis von Ethernet-Protokollen kommuniziert.

Mit SPE gegen den Medienbruch in der industriellen Kommunikation: Führt dieser Nutzen zu einem Umdenken bei der Wahl der Anschlusstechnik auf Sensorebene? Nach Erfahrung von Manfred Walter seien die Kundenerwartungen des Maschinen- und Anlagenbaus nach wie vor spürbar preisgetrieben. Die Budgets von Messketten seien bei der Projektierung von Anlagen eng begrenzt. „Die Frage ist, was eine Messkette kosten darf und wie hoch der Mehrpreis für die SPE-Anbindung ist.“ Die schlüssigen Argumente für die durchgängige Ethernet-Architektur ließen sich gerade in standardisierten Ausschreibungsverfahren nur schwierig darstellen. Die positiven Auswirkungen auf die OEE als wichtige Kennzahl für Investitionsentscheidungen können folglich am besten im Direktkontakt argumentiert werden.

Anschlussstecker mit schwarzem Steckergesicht

Zwei Leiter reichen aus: So sieht das Steckergesicht mit SPE-Kommunikation für JUMO aus

Sichere Überwachung

Die Übertragungstechnik mit SPE stellt einen wichtigen Schritt dar auf dem Weg zu konvergenten Netzen. Während z. B. das Time Sensitive Network (TSN) vornehmlich für zeitkritische Aufgaben in den Disziplinen Functional Safety oder Motion Control konzipiert ist, kommt 5G für Applikationen zum Einsatz, die Mobilfunk benötigen. Vergleichbares gilt für WLAN 6 und 7 im Bereich der lizenzfreien, drahtlosen Übertragungstechnik.

Single Pair Ethernet eignet sich wiederum sehr gut für die Kommunikation auf den letzten Metern. Die Klammer für alle Techniken ist das konvergente Ethernet-Netzwerk – die Einheitswelt für die industrielle Kommunikation. Schaffen es die Akteure in der Automation, der Elektrotechnik sowie dem Anlagen- und Maschinenbau mittelfristig, sich auf diesen Weg zu einigen, dann gehören die Feldbuskriege mit ihren industriespezifischen Entwicklungen endgültig der Vergangenheit an.

Personen mit weißen Kitteln in der Fabrikation

Die Daten der per SPE angebotenen Sensoren werden in der Fertigung von JUMO per Dashboard auf einen Monitor übertragen

1.000 m mit 10 MBit/s

Die Chancen dafür stehen günstig. Das Ganze wird nämlich unterstützt von der generellen Übertragungsperformance der Standardkommunikation aus dem Konsumentenmarkt. SPE erreicht z. B. als Medium für die räumlich begrenzte Maschinenebene eine Übertragungsrate von 10 MBit/s auf einer Leitungslänge bis 1.000 m. Im Vergleich dazu liefert z. B. I/O-Link mit maximaler Leitungslänge von 20 m gerade einmal 230,4 kBit/s. Auch wenn I/O-Link ohne Frage den Anschluss von Sensoren spürbar vereinfacht, reicht die Datenübertragung nach Ansicht von Manfred Walter für zukünftige Aufgaben innerhalb gekoppelter Sektoren nicht mehr aus.

Apropos Zukunft: Phoenix Contact und JUMO sehen unisono gerade bei der jüngeren Generation an Fachkräften eine klare Ausrichtung in Richtung konvergenter Ethernet-Netzwerke. "Die Digital Natives haben – provokant gesagt – aus ihrer Prägung und Historie heraus weniger Verständnis dafür, warum wir in der industriellen Automation so viele unterschiedliche Systeme betreiben", sagt Martin Müller. Ziel müsse sein, sich mehr die Frage zu stellen, was ein Sensor kann und was er über seinen eigenen Messbereich hinaus noch in der Lage ist zu tun für den effizienten und ressourcensparenden Anlagenbetrieb. "Wir sehen hier eine enorme Zukunft", unterstreicht ebenfalls Manfred Walter.

Steckerlösung hygienisch sauber in IP67

Einbauen, anschließen – fertig: Mit der SPE-Konnektivität ist die Installation eines JUMO-Sensors kinderleicht und funktioniert aufgrund des Ethernet-Layers ohne Gateways oder aufwendiges Programmieren von Schnittstellen. Mit dem Ziel vor Augen, die Übertragungsdistanz von Single Pair Ethernet von 1000 m in der praktischen Anwendung ohne limitierende Dämpfung zu erreichen, ist der von Phoenix Contact entwickelte Anschluss in der Größe M12 konstruiert.

“In der M8-Ausführung hätten wir zu wenig Platz für den Anschluss eines zweiadrigen Datenkabels in 18 AWG gehabt, das für die Distanz von 1000 m zum Einsatz kommt“, erklärt Manfred Walter. Die Ausführung der Verbindung selbst ist auf maximale Robustheit und Hygiene getrimmt. Durchfluss- und Drucksensoren aus der Reihe „flowTRANS MAG H20“ und „DELOS S02“ von JUMO sind vielfach in der Pharma- und Lebensmittelindustrie im Einsatz. Eine hohe Betriebssicherheit auf Langstrecke lässt sich nur dann erreichen, wenn auch die Anschlüsse Durchhaltevermögen bei anspruchsvollen Produktionsabläufen oder CiP-Reinigung (Clean in Place) an den Tag legen. Die Lösung von Phoenix Contact folgt dem Hygienic Design und erreicht die Schutzart IP67.

Fazit

Die Anbindung von Sensoren mit SPE macht den Weg frei, zusätzliche Messgrößen in die Kommunikation einzubinden. Zudem eröffnen sich neue Möglichkeiten, Sensoren direkt an die Cloud anzubinden, da die Geräte funktional bereits über ein Gateway verfügen und folglich kein weiteres Gateway notwendig ist. Das spart Komponenten und bares Geld. Typische Einsatzgebiete für den SPE-Multisensor „hydroTRANS S20“ für Temperatur, Feuchte und CO₂ sieht JUMO z. B. bei der Überwachung von sensiblen Lagerräumen, allgemeinen Monitoring-Aufgaben sowie den anspruchsvollen Aufgaben rund um das Thema Betriebs- und Mitarbeitersicherheit.

Autor: Thorsten Sienk

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