Interview mit Marvin Corea und Paul Kupka - FH Campus Wien
Marvin Corea/Werkzeug von Phoenix Contact
Wo und wie kann der Roboter eingesetzt werden?
Paul: Die Idee ist, dass er in Gefahrensituationen die Gefahr von Menschen wegnimmt. Die ursprüngliche Idee ist, zum Beispiel nach einem großen Erdbeben, wo man hunderte, tausende Häuser im schlimmsten Fall hat, die alle zum Teil oder vollständig eingestürzt sind und man einfach nicht weiß, wann wieder etwas einstürzt oder schlimmer, der Roboter anstatt eines Menschen in die Gefahrenlage gebracht werden kann. Damit kein Mensch in ein gefährliches Gebiet muss, um blind Verletzte zu suchen. Vor der Zeit der Roboterunterstützung war es einfach oft so, dass man die Rettungskräfte, die gerade die Leute retten, dann auch noch retten musste, weil das Gebäude einstürzt, das Feuer sich ausbreitet oder sonst etwas. Und wenn man jetzt so einen Roboter hat, kann man einfach den Roboter in ein Gebäude schicken. Der muss möglichst agil sein, möglichst über alle Hindernisse hinwegzukommen und kann dann aber einfach mal -gerade bei einem noch nicht vollständig zerstörten Gebäude- alle Räume untersuchen und vielleicht war ja niemand zu Hause. Vielleicht findet man aber auch jetzt in einem Industriekontext eine offene Gasleitung. Der Roboter soll Behälter verschließen oder Gashähne zudrehen können. Der Roboter soll einfach Risiken minimieren. Denn falls dann ein Gebäude einstürzt, während der Roboter drin ist, lässt man ihn im Zweifel da vergraben, und wenn man den fünf Monate später ausgräbt, ist es auch kein Problem. Wenn jetzt aber Rettungskräfte verschüttet werden, hat man nur ein paar Minuten Zeit und dann wird es immer schlimmer und man braucht noch mehr Rettungskräfte. Es gibt auch ein Mikrofon und Lautsprecher drauf, um mit den verschütteten Opfern zu kommunizieren.
Oberste Aufgabe ist also, Mobilität zu kreieren, dass er über Hindernisse kommt und durch Klinken bedienen Türen öffnen kann. Das wird dann aber noch eine der größeren Herausforderungen den Arm so weit zu entwickeln, dass der eben all diese Aufgaben übernehmen kann und dann kommt noch Sensorik dran für die verschiedene Gase. Im ersten Schritt ist es jetzt immer Kohlenmonoxid und Kohlendioxid, das man einfach weiß, ob die Umgebung gerade überlebbar ist oder nicht. Außerdem kann man mit den klassischen Thermalkameras Leute finden, die noch Körpertemperatur haben, und Brandherde identifizieren und alles zwischendrin, im Zweifel irgendwelche heißen Leitungen oder Kabel hinter Wänden.
Was ist das Ziel eures Projekts?
Marvin: Das Ziel ist es, ein Studierendenprojekt zu haben, bei dem die Studierenden etwas lernen, frei entwickeln können und Raum haben, sich etwas zu trauen und Fehler zu machen. Sonst macht man in den Praxisübungen immer dasselbe. Hier kann man lernen und hat auch ein gutes Anwendungsbeispiel dahinter.
Außerdem fahren wir jährlich zu einem Wettbewerb in Deutschland. Unser Ziel für diese Jahr ist, dass der Roboter unversehrt und weiterhin funktionierend wieder mit nach Hause kommt.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Roboter dieser Art zu entwickeln?
Marvin: Kennt ihr die Serie „RoboWars“? Das gab es vor Jahren im Fernsehen und da haben Tüftler Roboter gebaut, die versucht haben, sich gegenseitig kaputt zu machen. Enterhaken, Flammenwerfer, Äxte, alles Mögliche. Und so hatte irgendwann unser ehemaliger Studiengangsleiter und heutiger Rektor, Dr. Sandtner, die Idee, dass der Bereich Robotik interessant wäre. Allerdings hat sich dann die Ethikkommission der FH eingeschalten und gesagt, sie finden es nicht gut Roboter zu entwickeln, die sich gegenseitig kaputt machen. Dann wurden wir auf den Robocup aufmerksam, in dem Roboter nicht gegeneinander antreten, sondern man schaut, wie gut man einen Rettungsroboter bauen kann. Also ist das die ethisch korrekt Variante als Team Roboter zu bauen.
Was war das Schwierigste und Einfachste beim Bauen?
Marvin und Paul: Es gibt nichts Einfaches! Ich glaube, wenn man an das Bauen eines Roboters denkt, denkt man „Ah, okay, ist schon ein wenig mühsam ein Roboter zu bauen.“ aber wie schwierig es wirklich ist hatten wir nicht am Schirm. Es war ein langer Prozess mit Namensfindung, Logo machen. Welches Branding? Wie siehst du aus? Was möchten wir für einen Roboter machen? Beine, Räder, Arme, Ketten, all das. Also allein diese Phase dauert schon extrem lang. Teamkleidung machen, Webauftritt und ähnliches ist viel Arbeit gewesen. Dann den Roboter zu entwerfen, ihn bauen und Konzepte entwickeln, also man muss eine Tür öffnen, muss also irgendwie einen Arm konstruieren. Wie kann der Arm aussehen? Wie machen wir das mit dem Fortbewegen, wo habe ich Ketten, einen Enterhaken, Federn, Beine,…?
Außerdem hat uns die Platzkomponente immer wieder Probleme gemacht. Wir haben den Roboter innen zu klein gemacht, weil wir vorher kein Gefühl hatten, was da alles rein muss. Die Motoren, Steuerungstechnik, Sensorik, etc. Und danach stellten wir fest, wir brauchen stärkere Motoren und die sind dann größer. Das haben wir auf gut Glück geplant. Es gibt da noch keinen Bauplan, es gibt einfach noch nicht genug solcher Roboter, dass man weiß, was sicher passt. Es war also sehr viel „learning by doing.“
Schwierig war auch, dass kurz nach der Gründung des Teams mit zwölf Teammitgliedern der Lockdown kam und viel zuhause probiert und gearbeitet werden musste. Da hat viele dann auch der Wille verlassen und unser Team wurde immer kleiner.
Ist der Roboter fertig für den Wettbewerb?
Marvin und Paul: Die Wahrheit: Ganz fertig wird er nie werden. Das ist ein Ongoing Process. Er ist mechanisch sehr gut, Kleinigkeiten müssen noch verbessert werden aber dann können wir richtig beim Wettbewerb mitmachen, mit allem, was technisch gefordert ist. Theoretisch haben wir auch schon eine erste Version des Armes, allerdings ist es die erste Version und erste Versionen sind immer etwas anstrengend. So einen Arm gut zu machen, braucht viel Arbeit. Wir haben uns erstmal darauf konzentriert, ihn gut fahrbar zu machen. Der Greifer vom Arm ist ganz gut, aber der Rest muss noch komplett überarbeitet werden und die Programmierung fehlt noch. Aber alle anderen Tasks, die nichts mit dem Arm zu tun haben, können wir beim Wettbewerb bestreiten. Die Wärmebildkamera gehört auch noch installiert.
Gibt es eine Idee für die künftige Vermarktung des Roboters?
Marvin: Es gibt natürlich immer den Grundgedanken, dass irgendwann zu monetarisieren und zu vermarkten. Aber das Ding bei diesem Wettbewerb ist eigentlich eher zu versuchen neue Techniken zu probieren, und irgendwas Intuitives zu machen. Also wir haben mal überlegt, ob wir es, wenn wir weit genug sind, anbieten, aber es geht mehr darum neue Technologien zu entwickeln. Und der Fokus ist halt noch immer darauf für die Studierenden da zu sein. Es ist uns wichtiger, dass wir Studierende haben, die praktisch anwenden können, was sie lernen, als dass wir ein Start-up daraus gründen.
Man kann sich mit dem Roboter unendlich weiterentwickeln, da gibt es viele Wege. Man kann ihn Bullet Proof machen, die Sensorik verbessern, dass man ihn komplett fernsteuern kann,…also können wir Studierende noch jahrelang mit Projekten unterstützen.
Wie seid ihr auf Phoenix Contact aufmerksam geworden?
Marvin: Im Studiengang „High Tech Manufacturing“ verbringt man viel Zeit im Phoenix Contact Technology Competence Center an der FH.
Wie wichtig ist gutes Werkzeug und was ist Euer Lieblingswerkzeug von uns?
Marvin: Sehr wichtig! Arbeiten kann dich wahnsinnig frustrieren, oder es kann wahnsinnig viel Spaß machen. Früher hat es wahninnig frustriert und jetzt macht es wieder Spaß!
Paul: Sehr viel Zeit ersparen wir uns mit der Abisolierzange (WIREFOX-E 4). Die Messer passen sich dem Drahtquerschnitt automatisch an und so läuft man nicht in Gefahr, versehentlich die Litzen zu verletzen. Und die Abislorierlänge kann voreingestellt werden und mit der Cutter-Funktion kann man die Leiter viel einfacher Kürzen als mit anderen Zangen, die wir hatten.
Marvin: Etwas, was uns schlaflose Nächte bereitet hat, war, Hülsen an den Kabelenden zu befestigen. Aber mit eurer Crimpzange (CRIMPFOX) funktioniert es gut. Es gibt durch den Federmechanismus einen enormen Druck. Das heißt, jedes Mal, wenn ich zudrücke, hat es die gleiche Kraft und ist immer genau so wie es in der Norm festgelegt ist. Wenn ich das jetzt per Hand mache mit dem Werkzeug, das wir vor eurem hatten, dann kann ich das per Hand jedes Mal versuchen, gleich fest zu machen, kann es aber auch zu fest oder zu locker drücken. Das war ein großer Fortschritt!
Gibt es sonst noch etwas, was ihr uns erzählen wollt?
Marvin: Phoenix Contact ist an der FH sehr präsent! Die Studierenden arbeiten viel mit euren Produkten.
Und eure Werkzeugkoffer sind im Moment unsere Highlights. Die sind wunderbar, man muss sich um nichts kümmern, eine ganze Handwerkerhandtasche!