N AC H G E F R AG T von Umsatzzielen war im Handstreich zu erreichen. Daher habe ich mich damals entschieden, noch ein Studium in Be- triebswirtschaft draufzusatteln. è Berufsbegleitend? Ja, ich habe an der Fachhochschule in Hamburg kaufmänni- sche Themen gelernt, die ein typischer Ingenieur gar nicht im Portfolio hat. Als ich fertig war, gab es eine Aufgabe bei Hitachi in Hamburg: Vertrieb von Computer-Peripherieprodukten, im deutschsprachigen Raum. Japanische Elektronikunternehmen waren zu der Zeit sehr erfolgreich und dazu kam der Reiz der unbekannten Geschäftskultur. Hitachi ist ein urjapanisches Unternehmen, sehr japanisch strukturiert und geführt. Nach gut zweieinhalb Jahren bin ich dann zu Olympus ge- wechselt. Die Japaner haben in Hamburg ihre europäische Zentrale. Olympus war deutlich globaler aufgestellt, mehr in die Tiefe der lokalen Wertschöpfungsketten orientiert und nicht so stark auf Japan als Heimatmarkt fokussiert. Das war zu einer Zeit, als Olympus sich der digitalen Fotografie anneh- men wollte und dort niemand war, der sich mit den beglei- tenden grafischen Computertechnologien auskannte. Wieder Goldgräberstimmung. Auch wenn der Anfang mühselig war, da zuerst niemand an den Erfolg von digitaler Fotografie für jedermann geglaubt hat. Da bin ich auch schon mal in Presse- konferenzen von Marktbegleitern ausgelacht worden. Ab 1996 ging dann aber richtig die Post ab. Das war ein gigantischer Umbruch des gesamten Unternehmens. Da wächst man dann auch als Persönlichkeit. Ich war damals sehr häufig in Japan und habe sogar versucht, Japanisch zu lernen. Naja, letzteres mit eher bescheidenem Erfolg (lacht). è Das hört sich nach einer steilen Lernkurve an. Absolut, das war eine enorme Lernkurve für einen jungen Ingenieur, kulturell, beruflich, vertrieblich. Später bin ich dann in der Medizintechnik tätig geworden. Die Fertigung von Endoskopietechnologie geschah größtenteils in Hamburg. Da ging es wieder um die Digitalisierung, etwa digitale Bilderken- nung. Aber dann wurde es schwierig, denn Olympus geriet aufgrund eines Börsenskandals in Schieflage. Daher bin ich zu Bosch, genauer zur Tochter Blaupunkt nach Hildesheim, gewechselt. Autoradios, Car Hi Fi, die auf- kommende Navigation – das waren Consumer-orientierte spannende Themen. Mein Schwerpunkt war es, als Vice Presi- dent Sales das Handelsgeschäft vom OEM-Geschäft von Bosch zu trennen. Von einem japanischen in ein urdeutsches, schwäbisches Unternehmen – das war eine tolle neue Erfahrung. Auch wenn eine sehr schwierige Aufgabe auf mich wartete, denn hier ging es zum ersten Mal nicht um Aufbau, aufsteigende Entwick- lung und neue Aufgaben, sondern um Konsolidierung, stra- tegische Entwicklungen und sehr viel mehr um die betriebs- 46 UPDATE 4/21 Das Innovationsmagazin von Phoenix Contact wirtschaftlichen Themen. So etwas ist nicht immer einfach. Personalabbau, neue Strukturen im Vertrieb – da waren auch viele bittere Momente drin. Aber die Profitabilität wurde er- reicht, das Automotivegeschäft mit anderen Aktivitäten von Bosch verschmolzen und das Markengeschäft zwei Jahre spä- ter verkauft. è Und dann haben Sie den Schritt gewagt ins Badische? Ja, nach dieser erfolgreichen Reorganisation sollte es für mich in die Diesel-Division in Abstadt gehen. Aber Dieseleinspritz- pumpen waren nicht unbedingt mein Produktbild der Zukunft. Dann hörte ich von einem Steckverbinderhersteller im Süd- schwarzwald, der Firma Metz Connect in Blumberg und deren Neuausrichtung auf Datensteckverbinder. Die brauchten drin- gend jemanden, der etwas von Marketing, Struktur und Finan- zierung versteht. Ein nur 600 Mann starkes Familienunter- nehmen in einer für mich neuen Branche mit Steckverbindern und elektronischen Steuerungskomponenten. Ich war damals der erste externe Geschäftsführer über- haupt. Da ist sehr viel Persönlichkeit und Zusammenarbeit mit dem Unternehmer nötig. Angelegt war die Aufgabe eigentlich auf drei Jahre, dann sollten die Söhne die Geschäftsführung übernehmen. Daraus wurden dann insgesamt zehn Jahre. „Nach Japanisch kam dann Alemannisch mit dem Kratzen im Hals wie bei den Schweizern.“ Torsten Janwlecke, COO Phoenix Contact, über wechselnde Kulturen seines Berufswegs è Wie haben Sie dann Ihren Weg zurück ins Ostwest fälische gefunden? Ich habe in dieser Zeit natürlich auch hin und wieder Kontakt zu Phoenix Contact gehabt, da ist die Welt der Steckverbin- derei ja übersichtlich – und Phoenix Contact ein guter Name. So wuchs der Wunsch, mit diesem Unternehmen enger zu- sammen zu arbeiten. Damals war zunächst zwar nicht geplant, wieder nach Ostwestfalen zu gehen. Aber OWL und Steckver- binder gehören eben zusammen. Anfang 2016 bekam ich dann die Chance, bei Phoenix Contact anzufangen.