NACHGEFRAGT die öffentliche Wahrnehmung. Aber der jetzige Fachkräfte mangel ist ja noch harmlos. Von 2000 bis heute, 2020, haben wir einen Mangel an Fachkräften von rund 7 Prozent. Bis 2030 werden das 20 Prozent sein, die uns fehlen. Dann werden die 1960er-Jahrgänge, die geburtenstarken Jahrgänge, in ihren Ruhestand gehen. Die Pille wurde Ende der 1960er-Jahre ein- geführt, davor hatte eine durchschnittliche Familie 3,8 Kin der, danach nur noch 1,2. Das wird kein langsamer, analoger Wechsel sein. Das Fehlen von Fachkräften wird dramatisch werden, das wird ein digitaler Abriss sein. Wir sind nicht Microsoft Wir sind jetzt auch nicht Microsoft oder Porsche oder BMW und sitzen nicht in München oder Stuttgart. Unsere Produkte verstecken sich im Inneren von Maschinen und Anlagen, da jubelt kein Endkonsument über eine neue Farbe oder ein küh nes Design. Uns gibt’s ja nicht mal im Baumarkt. Und dann sit zen wir zum Beispiel in Blomberg. „Weltmetropole“ Blomberg. Das ist alles bekannt. Schon lange. Was also können wir tun? Wir müssen uns die Bekanntheit als sehr guter Arbeit geber selber schaffen. Seit 1994 arbeiten wir daran, unsere Reputation auch auf diesem Feld aufzubauen. Anfangs bin ich noch belächelt worden für dieses Engagement. Top Job, Best Place to Work, Kununu – mittlerweile gelten wir weit über die Landesgrenzen hinaus als TopArbeitgeber. Wir haben uns in unseren Zielgruppen einen echten Brand aufgebaut, un abhängig von unserem Bekanntheitsgrad bei den Produkten. Das war ein langer Weg. Aber er hat sich gelohnt. In den letzten 20 Jahren sind wir elfmal bester Arbeitgeber Deutschlands geworden, haben neunmal den zweiten Platz und sechsmal Platz drei erringen können. Bei Kennzahlen wie den Seitenaufrufen, den Zufriedenheitswerten oder der „Wir müssen uns die Bekanntheit als sehr guter Arbeitgeber selber schaffen.“ Professor Dr. Gunther Olesch lichen Lage, wo es schwierig ist, Mechatroniker auf dem freien Arbeitsmarkt zu bekommen. Ausbildung und auch die Weiter bildung sind extrem wichtig, daher haben wir das großzügige Aus und Weiterbildungszentrum am Standort Schieder er richtet. Die Berufsbilder haben sich auch beim Facharbeiter dramatisch verändert, da kann es sowohl in der Theorie wie in der Praxis keinen Stillstand geben. Es muss ständig geschult werden. Denken Sie nur an die Drehbänke, an denen man vor 20 Jahren noch vorwiegend manuell gearbeitet hat. Heute, in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung, müssen Computer gekonnt bedient werden. Aber wenn etwas ausfällt, wenn etwa ein Getriebe gewechselt werden muss, dann ist das nach wie vor der Hände Werk. Das muss zusammenpassen. Und das lehren wir in unserer hochmodernen Lehrwerkstatt. è Heutige Babyboomer blicken fast neidisch auf die kommenden Generationen, denn während für die Vor 69er alles knapp war – Schule, Ausbildung, Studium, Beruf – können sich künftige Absolventen ihren Arbeits platz aussuchen. Wie begegnen Sie dem demographi schen Wandel, dem immer deutlicher zu spürenden Nachwuchskräftemangel? Der demographische Wandel, das Ausscheiden der geburten starken Jahrgänge aus dem aktiven Berufsleben, war schon vor 20 Jahren bekannt. Der gerät nur jetzt immer stärker in 38 UPDATE 5/20 Das Innovationsmagazin von Phoenix Contact