V E R K E H R S W E G E Tunneln immer wieder an hell und dunkel gewöhnen müs- sen. Hell außer halb, dunkler im Inneren. „Wenn es um die Beleuchtung in einem Tunnel geht, müssen wir zuerst den Black-Hole- Effekt vermeiden. Das heißt, dass wir die Beleuch- tung entsprechend den aktuellen Lichtverhältnissen dimmen, damit sich die Augen an die dunklere Umgebung im Tunnel gewöhnen. Wäre der Kontrast zu groß, sieht man nur noch schwarz und dann kann es schnell zu Unfällen kommen“, er- klärt Michael Rolf. „Im besten Fall merken die Autofahrerin- nen und Autofahrer gar nicht bewusst, wie wir die Helligkeit in den einzelnen Bereichen des Tunnels anpassen.“ Hauptziel war es, die LED-Leuchten des belgischen Her- stellers und Spezialisten für LED-Leuchten Schréder effi zient betreiben zu können, Energie einzusparen und trotzdem noch eine hohe Verfügbarkeit sowie Überwachung der einzelnen LED-Leuchten zu haben. Wenn die Beleuchtung stark ge- dimmt werden soll – etwa nachts –, schaltet das Steuerungs- system bestimmte Leuchten aus und dimmt die verbleibenden entsprechend höher. Dadurch wird die Lebensdauer der LED- Leuchten erhöht, der Leistungsfaktor optimiert und die Blind- leistung reduziert. Außerdem werden sogar noch Faktoren wie Reinigung, Intervalle oder altersbedingte Verluste mitberück- sichtigt. Hierzu hat Schréder die Anschaltelektronik Lumgate von Phoenix Contact direkt in die Leuchten oder die dazuge- hörigen Treiberkästen integriert. So kann der Strom in jeder einzelnen Leuchte gemessen und überwacht werden. Die An- steuerung der einzelnen LED-Leuchten kann für jeden Licht- punkt einzeln festgelegt werden. 50 vordefi nierte Szenarien bieten eine optimale Ansteuerung, und können sogar durch höher priorisierte Ereignisse, wie etwa einen Unfall im Tun- nel, auf spontane Ereignisse reagieren. Das System ist so aufgebaut, dass auch ohne Verbindung zum Tunnelleitsystem die Beleuchtung fehlerfrei funktioniert. Auch bei einem Ausfall des gesamten Netzwerks arbeiten die verschiedenen Systeme eigenständig weiter. Sollen zusätzlich Belüftung oder Entwässerung ebenfalls in die Automatisie- rung eingebunden werden, ist dies ohne großen Aufwand oder aufwändige Anpassungen möglich. Vollendung vor Ort Nach etlichen Vorarbeiten und diversen elektronischen Meetings standen letztlich abschließende Aufgaben vor Ort auf dem Programm. „Ich kannte zwar die Technologie vor Ort schon genau, aber die tatsächlichen Eindrücke sind noch ein- mal ganz anders. Als wir aus dem ersten Tunnel rausgefahren sind und sich da diese wunderschöne Landschaft erstreckte, war das schon atemberaubend. Es war warm und an den Ber- gen und über den Bäumen hing der Dunst.“ Das Team von Phoenix Contact und Schréder war sechs Mann stark und international aufgestellt: ein Chilene, zwei Brasilianer, zwei Belgier und Michael Rolf als Deutscher. „Der Kontakt vor Ort ist einfach nicht zu vergleichen mit Mails und Teams-Meetings. Es ist ganz entscheidend, sich direkt mit den Kollegen ein Bild zu machen, sich auszutauschen und dann auch genau zu wissen, welche Rahmenbedingungen noch Einfl uss haben können auf Installation, Inbetriebnahme und später den regulären Betrieb. Ich brauche auch diesen Mo- ment, in dem ich rausfahre und sehe, dass mein Code ganze Tunnel anlagen steuert. Das ist immer wieder faszinierend“, sagt Michael Rolf. „Man muss bedenken, dass die Menschen, die die Tunnel später nutzen, unserer Technik vertrauen. Da- her muss sie reibungslos funktionieren.” (lo) Weitere Impressionen: update.phoenixcontact.com Die Rodovia dos Tamoios galt als sehr unfallträchtig, daher der komplette Neubau Drumherum Dschungel, im Tunnel nüchterne Hightech-Atmosphäre 41